Liebe Leserin, lieber Leser
Die Leitung des Projekts Justitia 4.0 freut sich, Ihnen zum ersten Mal einen Jahresbericht vorlegen zu können. Es ist uns ein grosses Anliegen, die Auftraggeber, die Magistraten der Justizbehörden, die vom Projekt betroffenen Justizmitarbeitenden, die Anwaltschaft sowie die interessierte Öffentlichkeit mit diesem Bericht über das Fortschreiten des Projektes zu informieren und auf den Weg der Digitalisierung der Schweizer Justiz mitzunehmen. Die Corona-Pandemie hat den Rückstand der Digitalisierung in der Schweizer Justiz schonungslos aufgezeigt. Elektronische Justizakten mussten in der Eile erstellt werden, um die Heimarbeit zu ermöglichen. Eine Umfrage unter den Abonnentinnen und Abonnenten des Newsletters Justitia 4.0 hat gezeigt, dass insbesondere der Transport der Papierakten aus dem Büro nach Hause ins Homeoffice und zurück ins Büro eine grosse Herausforderung ist. Die digitalen Konferenztools
waren für viele Neuland, der Umgang mit ihnen wurde schnell erlernt. Die Pandemie hat somit allen Beteiligten gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung auch im Justizbereich ist. Der Nutzen der Digitalisierung ist erkennbar geworden und die Akzeptanz für digitale Tools ist gewachsen.
Das Projekt Justitia 4.0 zur Digitalisierung der Schweizer Justiz startete vor rund zwei Jahren. Bei der Lancierung war klar, dass es eine längere Konzeptphase geben würde. In dieser Zeit wurden acht Fachgruppen gebildet, die mit über 150 interessierten und engagierten künftigen Nutzerinnen und Nutzern besetzt werden konnten. In zahlreichen Workshops diskutierten sie technische, fachliche, rechtliche und kommunikative Fragen, erarbeiteten Berichte und führten Reviews durch. Es konnten Expertenwissen eingeholt und Bedürfnisse geklärt werden. Einen Schritt weiter in Richtung Umsetzung konnte 2020 mit der Infrastruktur-Sandbox gegangen werden. Dabei wurde ein kleiner Prototyp der künftigen Plattform «Justitia.Swiss» entwickelt, mit dem verschiedene Anwendungsszenarien in Zusammenarbeit mit drei Kantonen getestet wurden. Die gemachten Erfahrungen geben dem Projekt wichtige Hinweise auf Herausforderungen und mögliche Stolpersteine auf dem eingeschlagenen Weg. Der Blick ging auch über die Landesgrenzen. Fachgruppenmitglieder testeten ausländische elektronische Justizarbeitsplätze und waren begeistert über die vielen digitalen Möglichkeiten der Aktenbearbeitung.
Im vergangenen Jahr konnten verschiedene wichtige Arbeiten abgeschlossen und den Gremien vorgelegt werden. Der Umfang (Scope) des Projektes wurde eingeschränkt und mit Leitsätzen für die Plattform im Detail geklärt. Zudem hat sich die Projektleitung neu organisiert und die Zusammenarbeit mit den Projektgremien hat sich schrittweise eingespielt. Im November hat das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement das künftige Gesetz über die Plattform zur elektronischen Kommunikation in der Justiz in die Vernehmlassung gegeben. 2021 steht nun ein wichtiger Meilenstein an: mit der Ausschreibung der Plattform geht dieses Teilprojekt in die Realisierungsphase. Gleichzeitig ist geplant, Piloten zur Integration von Funktionalitäten zur Bearbeitung der elektronischen Justizakten gemeinsam mit verschiedenen Kantonen umzusetzen und verschiedene Massnahmen des Transformationskonzeptes zu initialisieren. Auf unserer Projektwebsite www.justitia40.ch, via den Newsletter oder auf LinkedIn wird regelmässig über die Projektfortschritte berichtet.
Wir danken dem Projektteam Justitia 4.0 für seinen grossen Einsatz beim Vorantreiben des Projektes. Der Dank geht auch an die zahlreichen Mitglieder in den Fachgruppen, die neben ihrer Arbeit in den Stammorganisationen oder der Anwaltskanzlei sich die Zeit nehmen, das Projekt voranzutreiben. Ihre Unterstützung hilft dem Projekt, eine optimale Lösung zu finden. Nicht zuletzt möchten wir uns auch bei unseren Steuerungsgremien und bei den Trägerschaften für die breite Unterstützung bedanken. Viel Arbeit steht noch an und nur gemeinsam können wir ein Projekt dieser Dimension erfolgreich umsetzen.
Jacques Bühler, Gesamtprojektleiter und Vital Meyer, stellvertretender Gesamtprojektleiter